REZENSIONEN:

März 2020

Zu "Mach dich hübsch, spring ins All - und komm am Sonntag wieder" - René Seim (Windlustverlag 2019) auf www.bierschinken.net von Zwen:

René Seim hat mal wieder ein kleines Büchlein herausgebracht, das in so ziemlich jede Tasche passen sollte. Diesmal gibt es jedoch keine Neuveröffentlichungen, sondern ein Best Of. Ausnahme bilden hierbei jedoch die neun Gedichte am Ende des Werkes, die bisher noch nicht veröffentlicht wurden. Ansonsten gibt es gerade mal 41 kurze Texte in "Mach dich hübsch, spring ins All und komm am Sonntag wieder" zu lesen. Dazu als Abwechslung immer mal wieder ein bisschen Gekritzel vom Künstler. Thematisch verbleibt René Seim hierbei meist bei Alltags- und Natur-Beschreibungen und verfremdet diese durch allerhand Skurriles. Oft werden Menschen zu Tiere, wie in "Löwin" oder "Arm in Arm" oder verwandeln sich in Abscheulichkeiten, wie hier in "Dumm":

"Dabei hat er den Charme
von Erbrochenem im Glas.
Und ein Gesicht,
wie Fürze beim Stinken"

Anziehung und Ekel sind hier oft nah beieinander, genau wie Aufblühen und Niedergang oder Stagnation und Wandel. Neben diesen Alltagsbeobachtungen gibt es jedoch auch immer mal wieder mahnende Worte und ein Plädoyer für eine offene Gesellschaft ("Stell dir vor, es ist Krieg", "Egoistisch gegen Engstirnigkeit").

Fazit: Kann man gut auf eine Fahrradtour oder eine Wanderung mitnehmen und beim Rasten fix durchblättern.


Dezember 2019

ISBN 978-3-00-058066-6

Zu "Fliegende Fenster" - René Seim, Windlustverlag ( ISBN: 978-3-00-058066-6) auf www.polytox.org von Falk Fatal:

"René Seim ist nicht nur seit vielen Jahren als Musiker, Label-Betreiber oder DJ in der musikalischen Subkultur engagiert, sondern betätigt sich auch Lyriker und Schriftsteller. “Fliegende Fenster” ist sein, wenn ich richtig gezählt habe, viertes Buch. Nachdem “Bunte Hunde, wilde Vögel”, “Bunte Hunde, wilde Vögel, Teil 2, schiefe Schafe” und “Spielereien einer vielschrötigen Flöte” Gedichte enthielten, schaut Seim in “Fliegende Fenster” dem “Volk aufs Maul”.

René Seim geht der Banalität menschlicher Kommunikation auf den Grund

Insgesamt 68 Kurzgeschichten und Szenen enthält das knapp 140-seitige Hardcover, wobei es fast nur um Szenen sind, die das Buch enthält. Meist handelt es sich um kurze Dialoge, manchmal nur wenige Zeilen lang, die Seim scheinbar im Vorbeigehen und zufällig beim Blick ins fliegende Fenster aufschnappt. Der Leser wird direkt, ohne Einleitung, ohne Setting unvermittelt in den Dialog geworfen. Es gibt keine Erklärung, keine Vorgeschichten, keine Charakterisierungen: es gibt nur die Dialoge zwischen meist zwei Personen und dem, was sie in diesen preisgeben. Die Dialoge sind wie Menschen und ihre Kommunikation sind: banal, abstrus, erschreckend, langweilig, witzig und unterhaltsam, überraschend, erschreckend, Angst einflößend und lächerlich. Seim zeigt die Banalität des Lebens in einer satten Industrienation und nutzt seine dichterische Freiheit, diese ins absurde zu steigern. Manchmal ein bisschen wie bei Beckett’s “Endspiel”.

Bei 68 Dialogen und Szenen ist es klar, das auch welche gibt, die weniger gefallen. Aber in Gänze betrachtet ist das gar nicht schlimm, sondern bestätigen sie nur die gelungenen Dialoge; die, die sprachlos zurücklassen oder bei denen das Lachen im Hals krepiert, und zeigen die ganze Palette menschlicher Interaktion. Und das gelingt Seim sehr gut."

August 2019

Windlustverlag, 2019 - ISBN: 978-3-982051-90-1

zu René Seim "Bunte Hunde, Wilde Vögel ", Windlustverlag 2019 auf www.bierschinken.net / Autor Zwen 

"Rene Seim hat mal wieder einen Gedichtband rausgebracht. "Bunte Hunde, Wilde Vögel" heißt das gute Stück und ist natürlich wieder beim hauseigenen Windlustverlag erschienen.
Das Taschenbuch enthält insgesamt 45 kurze Gedichte und ein paar gekritztelte Illustrationen, die zuweilen sehr abenteuerlich und auch ein wenig gruselig anmuten.
Um Grusel geht es aber in den Texten eher nicht, lediglich ins Groteske werden die meist episodenhaften Werke durchaus bewusst gezogen. Eigentlich geht es aber um die Liebe in all ihren Facetten. Hierbei nehmen wilde Flirts und sexuelle Gelüste genau so viel Raum ein wie Einsamkeit und Sehnsucht. Besonders schön sind hier die immer wieder auftauchenden Kontraste, so trifft z.B. im Gesamtwerk die Schönheit des Augenblicks immer wieder auf Vergänglichkeit und Vanitas oder die Hektik und Rationalität der Stadt auf eine romantische Natur. Keine der Seiten kann sich letztendlich gegen die andere durchsetzen und so bleibt es unterm Strich ein Auf und Ab. Wie es eben so ist. René Seim lässt dies aber nicht einfach so stehen, sondern lässt Grenzen verschwimmen und füllt in die Lücken ein Menge Wortwitz und vollführt dort kleine sprachliche Kunststücke.
Fazit: Ein schöner Gedichtband mit gewöhnungsbedürftigen Bildern, aber dafür über die Dinge, die wirklich wichtig sind."
Zwen 08/2019

April 2019

Windlustverlag, März 2018 - ISBN: 978-3-00-059380-2

zu René Seim "Spielereien einer vielschrötigen Flöte", Windlustverlag auf www.bierschinken.net / Autor Zwen

"Betrieben durch René Seim, von dem auch fast alle Veröffentlichhungen stammen, gibt es im Windlustverlag Lyrik und alles was so um die Lyrik herumexistiert. René Seim selbst lässt sich hierbei gerne auf Experimente ein. So entflieht er seinem Bürojob nicht nur durch das Verfassen von Kurzgeschichten und Gedichten, sondern betätigt sich auch als Landschaftsfotograf.

Das vorliegende Hardcover-Buch ist als Crossover angelegt, zeigt es doch neben den Gedichten auch einige Fotografien der zugegeben sehr schönen Flora und Fauna Sachsens. Im Vordergrund steht das Licht und die Farbenpracht, seltener aber auch der Schatten und die Nacht. Dieses Spiel der Farben und des Lichts lässt sich auch sehr gut auf die Gedichte übertragen. Das große Oberthema könnte man wohl grob mit "Frühling" überschreiben. Es geht um den Anfang, das Aufblühen, das Erwachen, genauso wie das Entspannen und die Ruhe. Was viele hierbei vergessen, was aber René Seim in seinen Gedichten beschreibt: Auch der Frühling hat dunkle Tage und um aufzustehen muss man zuvor gefallen sein. Trotzdem sind diese düsteren Gedanken nicht die dominierenden, finden sich aber in "Dem finstren Gast" und in "Dröhnen".
Häufiger finden sich aber lustige Neologismen wie "Honigpo" oder "Lieblingscaféfenstersitzplatz" und auch sonst bietet sich ein munteres Spiel mit Worten, der Semantik, sowie der Ästhetik. Ein Paradebeispiel für letzteres wäre "Unangenehmer Hinweis".

Fazit: Genau passend zur Jahreszeit, ein kurzer Spaß für Freunde des Wortsports, unterlegt mit schönen Bildern.

Anlesetipps: Honigpo, Krawall"
Zwen 04/2019

Januar 2018

 zu René Seim "Fliegende Fenster" auf Neustadtgeflüster (Quelle), Autor Anton Launer

ISBN 978-3-00-058066-6

"Was ist er denn nun? Dichter, Musikproduzent, DJ, Geschichtenerzähler? „Also ich bin gelernter Verwaltungsfachangestellter“, grinst René Seim frech. Wir haben uns im Hof der Alten Fabrik getroffen. Hier hat er seine ersten Lesungen gehalten, damals war die Alte Fabrik noch Blau.

Aktuell ist gerade die vierte Auflage seines Buches „Fliege

nde Fenster“ erschienen. „Das ist die erste frei erhältliche Ausgabe“, erklärt er, die vorherigen hat er in Kleinstauflage produziert und Freunden und Verwandten zum Lesen gegeben. Nun wurde nochmal alles überarbeitet und auf den 140 Seiten finden sich 68 Kurzgeschichten.

Beim Lesen der Geschichten muss ich immer wieder pausieren. Es schwirrt im Kopf. Zu verrückt sind die Storys. Doch eines ist allen gemein, sie können ganz prima in der Neustadt spielen, bei fast jeder Kneipenbeschreibung fällt mir das passende Lokal ein. Kein Wunder, hat Seim doch lange in der Neustadt gewohnt, das Zille auf der Görlitzer ist so etwas wie ein zweites Zuhause.

Die Geschichten sind voller Dialoge. Gern auch zwischen Mann und Frau und dem ganzen Drama. Aber auch Vorzüge und Absurditäten von Wohngemeinschaften werden geschildert, oft mit überraschenden Wendungen. Ein Schmunzeln bleibt selten aus, wenn es auch manchmal ein mitleidiges Lächeln ist, ob der Verwunderlichkeit der Protagonisten. „Das ist absurdes Theater, manches reine Phantasie, manches tatsächlich Erlebtes, aber stark abgewandelt“, versucht er sich mit einer Beschreibung. Aber eigentlich sind die Geschichten unbeschreiblich. Selber lesen hilft."








René Seim
Autor, Dichter